Nach einer angenehmen Nacht in Bursa starteten wir sehr früh nach Troia. Wir nahmen unser Mittagessen in Canakkale ein. Bevor wir Troia erreichten, informierte uns Ayse noch über die Geschichte des Hellespont, der Meeresenge zwischen dem Marmarameer und dem Aegaeischen Meer. Der Hellespont (benannt nach der ertrunkenen Tochter der Halbgöttin Nephele) war der Schauplatz vieler Kriege, zuletzt der katastrophalen Gallipoli Kampagne im Ersten Weltkrieg und die entscheidende Schlacht im türkischen Unabhängigkeitskrieg gegen Griechenland 1922. Gallipoli ist noch heute berüchtig dafür, dass die ANZAC Truppen (Australier und Neu Seeländer) unter Britischer Führung zu Kanonenfutter wurden. Der Führer der siegreichen türkischen Truppen in beiden Kriegen war Kemal Mustafa. Nachdem die Türkei ihre Unabhängigkeit erreicht hatte, war Kemal Mustafa wesentlich daran beteiligt das Kalifat und das Sultanat abzuschaffen und die türkische Republik zu gründen, weshalb ihm später das Parlament den Titel Atatürk (Vater der Türken) verlieh. Heute ist der |
Der Schatz (angeblich von) Priam's bevor der Reinigung |
Hellespont eine friedliche Meeresenge, beliebt bei langstrecken Schwimmern die jedes Jahr versuchen es Lord Byron gleichzumachen, der im 19ten Jahrhundert durch den Hellespont von Europa nach Asien schwamm. Aber wir waren ja nicht gekommen um auf Helle's, Byron's oder sogar Atatürk's Spuren zu wandern. Nein, wir kamen um zu sehen was ein gewisser Heinrich Schliemann hier angefangen hat. Er war ein "Mann mit'em Plan". Der Plan war, je nachdem wer ihn be-oder verurteilt, entweder fantastisch oder kriminell. Er war besessen von dem Glaube, dass hier auf (oder vielmehr unter) dem Berg Hisarlık das Troia von Homer's Ilias zu finden sei. Nach langen Absagen bekam er endlich die Graberlaubnis von der türkischen Regierung, der " Hohen Pforte". Er begann zu graben, mit mehr Enthusiasmus als wissenschaftlichem Verständnis. Deshalb grub er den berüchtigten "Schlimann Graben" der archeologische Beweise von mehreren tausend Jahren vernichtete und der ihn zu einem Troia führte, das zwei tausen Jahre älter ist als das heiss gesuchte Troia Homer's. Aber dort fand er einen der bedeutensten Schätze aller Zeit - den (falsch identifizierten) Schatz des König Priam. Der Schatz besteht aus mehreren tausen einzelne goldene Schmuckstücken und anderen Gegenständen aus kostbarem Metall. |
Sophia Schliemann geschmückt mit einem Teil des Schatzes |
Schliemann hätte den Schatz der osmanischen Regierung übergeben müssen, aber er schmuggelte ihn nach Athen. Nachdem er eine grosse Strafsumme an die Regierung gezahlt hatte, gelangte der Schatz endlich nach Berlin in das Alte Museum. Dort blieb er bis 1945, als er veschwand. Wie viel vermutet wurde, war er von Russischen Truppen geplündert worden. Der Schatz endete schliesslich im Pushkin Museum in Moscow, wie Russland endlich 1995 zugab. Dort ist er heute noch. Deutschland und die Türkei haben sich bislang vergeblich um seine Rückkehr bemüht. |
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