Narration of the Coronation of

POPE MARTIN V


by Ulrich von Richenthal,
Chronik des Constanzer Concils
November 21, 1417


An dem sonnetag vor sant Katherinen tag, an dem xxi tag des monotz Novembris, anno Dom. MCCCCXVII, glich ze mitternacht, do lüt man ain zaichen mit der grossen gloggen. Daruff och glich das ander zaichen. Vor dem ainen lüt man zesammen mit allen gloggen und komend dahim die swen patriarchen, all ertzbischoff, cardinäl und bischoff, all gaistlich und weltlich prelaten und herren, unsser herr der küng, all weltlich fürsten und herren. Und kam in das chor unsser hailger vatter, baupst Martinus der fünft. Und als sy hinin komend, do beschloss man das münster.

Und hatt da uff dem fronaltar mess der cardinäl Ostienssis. Und nach der mess do satzt man den paupst nider uff ainen stül zwüschen dem fronaltar und dem sigental und fleng man inn an ze baupst wihen und satzt man dar ain tisch mit brott und win, als man gewenlich bischof wihet. Und goss man öl uff sin hopt und verband im das ho0bet mit ainen wissen tüch und stundert uff dem altar siben silbrine vergulti kertzstal mit siben brinnenden grossen kertzen und sust vil grosser brinnender kertzen, der was one zal. Och was uff dem altar sant Conratz und sant Pelayen höpter und och des paupstes infel mit den dryen kronen und sust sin infel. Und als man anfieng, do sang man ainest die letany in latin und ainest in kriecher sprach und wich man inn als ainen bischoff. Und do er gewicht ward, do lait man inn an zù der mess und furt man inn usser dem kor mit dem crütz. Und trügen vier cardinäl ain schon wiss tuch mit roten crützen enbor uff sinem hopt und vor im zù der schoss ain schon guldin tuch. Das trügen vor im zwen cardinäl und zwen bischoff. Und giengen uss him zù der tür, als man gat usser dem chor zù sant Peters altar und glich hinab zù den wendelstain. Und trüg der baupst ain grosses tuch uff sinem ruggen, das er dar under bogen müsst. Von dem wendelstain zù der grossen tür und da inhin zù der session. Und do er inhin, hiss uff das fletz, do was ain bischof da, der hett ain grossen steken in siner hand und oben an dem steken ain büschelin werch. Das zùndet man an und richt man den steken uff. Das was bald un an stett verbrunnen. Und sang mit luter stimm: "Pater sancte, sic transit gloria mundi," das is: "Hailiger vatter, also zergaut die er der welt!" Do antwort der baupst: "Deo gratias!"

Und gieng damit uffhin zù des lüpriesters altar. In der session hett der baupst mess und sang man in der mess ain epistel in latin und aine in kriechischer sprach. Und das ewangelium och ains in latin und das ander in kriechischer sprach. Und sang man zway gloria in excelsis. Und nachdem und er die osti tailt, do gieng er von dem altar und setzt such zù der linggen siten nebend den altar uff ainen stül. Und racht man im die osti, das sacrament uff ainer baten. So noss er ain tail und gab dem ewangelier och ain tal. Der bischoff Ostienssis noss den dritten tail uss dem kelch. Und nach dem segen ging ieglicher in sin herberg und laitend sich an ze riten. Und der paupst der gieng in die pfallentz, das was zwüschen siben und achten.

And der achtenden stund desselben sonntags, do hattend sich die swen patriarchen und zwaintzig cardinäl, all ertzbischoff, all gefürst apt uff berait und rittend uff den obern hoff. Und warend sy und die ross alle mit wissem tuch bedekt und das man inn nüntz sach, dann die füss. Und rittend all in priesterlichem gewand und hattend wiss infeln uff iren hoptern. Unsser herr der küng, hertzog Ludwig und all fürsten und herren die giengen ze füss uffhin. Und der hochmaiser de Rodiss ging och de füss. Uff dem obern hoff was sin grosse brügi gemacht von der mittlen tür biss an die absiten gen der pfaltz. Und giengen uffhim swo gross brait stegen. Uff der brugg was gemachot ain hoher stül, wol funff sprotzen hoch an die kilchen. Der stül was oben; hinden und nebenzù, behenkd mit guldinen tüchen. Neben dem stül vier staffel hoch zù baiden siten uffhin, was och ain stül gemacht, zù leglicher siten dry staffel hoch und darnach biss abher uff die brugg ain staffel an dem andern, alles hinden und darneben bedekt mit güldinen tüchen. Und uff den rechten stül setzt man den baupst, der was geklaidet als ain bischoff, so man uber den altar gaut. Und stund de ain patriarch vor im und hatt die infel mit den dryen kronen und mit dem güldin crütz in siner hand. Nebend dem baupst uff dem höchsten stül zù der linggen siten saussend swen cardinäl, de Pangratiis und de Comitibus. zùo der rechten siten sass der hochmaister von Rodiss und nebend dem sauss der cardinäl von Flischgo. Herab do sassend zù ieglicher siten acht cardinäl und darunder unsser her der küng und die andern küng und die laigen fürsten. Hie unden an der stegen, da saussen die auditores und ander gelert lüt. Uff dem obern hof gen dem baupst hübend uff den rossen die ertzbischof, bischof, gefürst prelaten, mit priesterlichem gwand und mit iren wissen infien. Und was das treng als gross, das der küng selb uffhin nit mocht komen. Und brunnend uff der brügi so vil grosser kertzen, das man ir nit zellen kond. Und sungend da also gmach, das ich es nit verstan mocht.

Darnach kam ain patriarch, der trüg ain güldin crütz in siner hand und knüwot mit dem crütz für den baupst. Und kam darnach ain bischoff, der trüg ain steken in siner had und was ain brusch werch an, das zùndet man an. Das verbran an stett. Do rüft der bischoff: "Pater sancte, sic transit gloria mundi!" Do antwurt der baupst: "Deo gratias!" Das beschach zwaymal, und sungend aber gemächlich. Darnach stünd uff der cardinäl ce Comitibus der cardinäl de Flischgo, das sind dry ewangelier cardinäl und hört das ampt zù inn. Und knüwotend alle vier nider und stündent wider uff und nemen die infeln von dem patriarchen und trügend sy also die stegen uffhin zù dem baupst. Und die senger sungend vast wol. Das werot wol ain stund. Und die infeln satzend sy dem baupst uff sin hopt. Und darnach gieng der baupst herab mit der krönten infeln und suass uff ain wiss ross, das was allenthalben verdekt mit ainem roten tüch und hat sin habit an, glich als ob er me hett. Und trüg man kain tecki ob im, das menglich inn wol sehen nocht. Und unsser herr der küng knüwt fur inn nider und stund wider uff, und küsst im sin füss und nam inn mit der rechten hand zù der rechten siten bi dem zom und hatt in der rechten hand ain tremel und machot wyte umb inn. zù der lingggen siten für in marggrauff Fridrich und küsst im och den füss und hatt och ainen tremel in der hand, machot wyte. Hinden an der rossteki zù ainer syten ging hertzog Ludwig und hett och ain tremel in siner hand; zù den andern siten ain gefürster grauf von Ursinis. In dem, do sa end die cardinäl, die bischoff und die äpt all uff iro verdackti ross in irem priesterlichen habit und ir wissen infelen uff ire höptern.

Und rait des ersten herab der edel grauff Hugo Planani von Rümeln in ainem roten samotin rock und hett ain guldin tremel in siner hand und wert dem volk. Nach dem giengen zwölf wissy gesattloti ross verdekt mit roten tüchern. Nach den rossen rittend die baculierer des baupstes, die procuratores, die notarii und söllich volk des baupsts. Und dero hatt yeglicher ain stecken in siner hand, ainer elen lang und daran roti fenli. Ettlich trügend an den steken verguldet engel. Darnach, do rittend die auditores und secretarii, darnach kam des baupstes crütz, und nach dem die senger, die stäteklich sungen, darnach ain priester, der warf dem volk stäteklich pfening an die straussen. Darnach komend die äpt, boschoff, ertzbischof, dero was hundert und lxxiii, dero ieglicher hett ainen knecht, der inn by dem zom fürt, ye swen und zwen mit ainder. Darnach die cardinäl, ye zwen und swen ind ieglicher swen knecht die inn fürtend. Darnach aber ain priester, der von im pfening warff und darnach ain wiss ross, wol gesattlot und mit ainem roten tüch wol bedekt. Uff dem sattel stündent swai guldine kertzstall, mit swain brunnenden kertzen vor dem sacrament, das uff dem sattel stünd in ainer mustrantz. Und darnach, glich uff das sacrament, do rait unsser hailger vatter baupst Martinus, als da vor benempt ist. Nach dem baupst rait ainer in harnasch uff aim grossen ross, und hett ain grosse stang in siner hand, uff der stang was ain hoher spitziger hüt, oben eng und unten wit, das er baid gassen über graiff; und was getailt gel und rot von obnen abher. Uff dem hüt was ain güldiner knopf, uff dem knopf stünd ain guldiner engel, der hett ain guldin crütz in siner hand. Damit rittend gewaupnot lüt und damit giegend aller zùnft und der thümblherren kertzen brinnend. Und nach inn, das gemain volk und all prusuner und pfifer. Sy pfiffotend und prusunotend aber it.

Und giend und rittend also gmach, von dem obern hoff biss für sant Steffan. Da hüb er ain klaine wil und giegend und rittend von sant Steffan biss an den obern markt. Und do er kam zù dem hus, das da haisst zù dem schlegel, by sant Laurentzen, do gieng die jüdschait im engegen mit vil grossen brinnenden kertzen und hetend all iro habit an, als sy an irem langen tag stand und trügend iro zehen gebott under ainem güldin tuch mit iiii stangen an ainem steken, in ainem küssi, das was rot somoti und hett iiii zipfel und an ieglichem zipfel zwo schellen. Und wenn sy den steken rürtend, so lütend die schellen und sungend vast hebräisch. Und do sy zù dem baupst komend, do knüwotend sy nider und buttend im die x gebott und batend inn, das er inn ir fryhait bestätigotti, dero fryhaiten, so sy dan bissher gehobt hettind. Do wolt er dero gebott nit. Aber unsser herr der küng empfieng sy und sprach: "Moyses gebott sind ut und recht, aber sy wöltind die hit halten, noch recht verston." Da redt der baupst ettwas haimlichs, das ich nit verston kond und kert sich herum gegen den Juden und sprach lut, das est menglich hört: "Omnipotens deus avertat velamen ab oculis vestris, ut possitis videre lumen eterne vite!" Und gab inn den segen mit der rechten hand: In nomine patris et filii et spiritus sancti, und rait die sul hinab und mordergassen wieder inher an den obern markt, von dem markt wider für sant Steffan, von sant Steffan uff den obern hof und gab da dem volk den segen und gieng in die pfallentz. Darnach rait und gieng iederman haim in sin herberg und saudt der baupst Hainrichen von Ulm, der do burgermaister was, das ross, daruff der geritten was. Und diss alles werot biss uff die ailften stund.

Diss alles staut hievor gemault.


 

  Michael Richard Buck (editor), Ulrichs von Richenthal Chronik des Constanzer Concils 1414 bis 1418 (Tübingen 1882), 125-130. An approximate translation of Richenthal is given by James Lenfant, The History of the Council of Constance new edition Volume II (London 1730), 181-182.




 

May 26, 2010 12:33 PM

John Paul Adams, CSUN
john.p.adams@csun.edu

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